Montag, 3. Dezember 2007

Hans-Muffs-Blog

Hans Muff der Nikolaus-Begleiter und Folterknecht





















Beim Einkehrbrauch wird der heilige Nikolaus nahezu immer von einer Figur begleitet, die als gezähmter Teufel oder „dienstverpflichteter” Höllengeist deutbar ist: oft ein in Ketten gelegter, geschwärzter Poltergeist, zu dessen Ausrüstung meist Rute und Sack oder Kiepe gehören. Bei der Inszenierung übernimmt diese Figur die Präsenz des Bösen, die jedoch Böses und Böse straft, aber sich fest in der Gewalt des Guten (= Hl. Nikolaus) befindet. Die Namen für diese Figur variieren. Relativ verbreitet ist der Name Knecht Ruprecht, rauer Knecht Ruprecht oder rauer Percht. Der letzte Begriff verweist einerseits auf den Teufel und andererseits auf die Entstehung des Namens Ruprecht. Teuflische Begriffe sind auch Düvel oder Bock oder der biblische Begriff Beelzebub. Namen wie zum



















Beispiel Böser Klaus zeigen die Auflösung und kontraproduktive Inszenierung der Heiligenlegende. Andere Figuren sind mittelalterliche Allegorien, die menschliche Laster verkörpern, Bären, Esel, Böcke und die raue Perchta, die als domina perchta Hoffart, Völlerei und Unzucht verkörpert. Bezeichnungen für die Figuren sind: Knecht Ruprecht (im gesamten deutschsprachigen Raum), Ascheklas, Bullerklas, Klas Bur (Westfalen, Norddeutschland), Zwarter Piet, Pietermann, Swarte Piet (Niederlande), Pulterklas (Diethmarschen) Ruklas, Rupsack (Mecklenburg) Hans Muff (= der muffige Hans), Heiliger Mann, Düvel, Zink Muff, Zink Knatsch (Niederrhein), Belzebub, Pelzebock (Eifel und Mosel), Pelzebub (Baden), Pelznickel (Pfalz und Saar), Butz (Schwaben), Rumpelklas (Allgäu), Schmutzli, Düsseli (Schweiz), Semper, Klaubauf (Bayern), Krampus (Österreich), Schiachtperchten (Salzburger Land), Partl, Bartl (Kärnten, Steiermark), Leutfresser (Ostalpen), Père Fouttard (Frankreich), Hans Trapp (Pfalz), Biggesel, Böser Klaus, Einspeiber, Gangerln, Kläuse, Klosen, Busebrecht, Buzebercht, Kehraus, Klausmänneken, Klausenpicker, Klombsack, Spitzbartl, schwarz Käsperchen, Rollebuwe, Battenmänner, Bullkater, Dollochs, Erbsbär. Im Gurktal, Österreich, taucht der Nikolo mit dem Spitzbartel auf, der in schwarzer Maske mit Kuhglocke und einer Bucklkraxn (= Kiepe) erscheint. Die Buttmandeln, Treichler und peitschenschwingenden Geißelchlöpfer treiben in den Alpen ihre rauen Späße.










Eine andere Interpretation will den heiligen Nikolaus in seiner Rolle als Schifferheiliger als christlichen Poseidon verstehen, als „Nachfolger” des griechischen Meeresgottes Poseidon (röm.: Neptun). Als „Meeresgott der Christen” habe Nikolaus ein Begleiter zugestanden, wie ihn Poseidon in seinem als Menschenschreck agierenden Sohn Triton gehabt habe. Knecht Ruprecht, der gezähmte Teufel, stehe in der Tradition des Triton. Eine weitere Auslegung sieht im Einkehrbrauch die christliche Einvernahme eines germanischen Wotankultes, siehe Wotan. Die neuere Forschung sieht alle Schreckensgestalten aus dem Reich des Bösen der civitas diaboli entstiegen und erklärt damit ihr Vorhandensein ohne Rückgriffe auf germanisches Brauchtum.

Knecht Ruprecht alias Hans Muff alias ...zeichnet sich nicht nur durch seine Bösartigkeit, Schwärze und - als Prügel- statt Segnungsinstrument missverstandene - Rute als Teufel aus. Die Kinder fürchten sich noch viel mehr vor dem Sack, der, je nach Landschaft auch eine Kiepe sein kann. In diesem Sack schleppt der Schwarze nicht nur murrend die Geschenke des Heiligen heran. Sprichwörtlich darf er auch die „in den Sack stecken”, die nach Auffassung des heiligen Nikolaus ihre religiösen und häuslichen Pflichten nicht erfüllt haben. Sack oder Kiepe werden hier zum Höllenschlund, in den nach mittelalterlicher Auffassung fiel, wer vor Gottes Gericht keine Gnade fand. Wer beim Nikolaus-Besuch durchfiel, einem „Weltgericht im Kleinen für Kleine”, der landete eben symbolisch im Sack. Diese brachial-pädagogische Methode von zweifelhafter, dafür aber derb-deutlicher „Güte” hat ein Vorbild im mittelalterlichen Seelenfresser, der die dem Satan verfallenen Seelen fraß, ein anderes Vorbild in einer Form des Ringkampfes, bei dem der Gegner in den Sack gesteckt werden musste. Die Kinderfresser im Nikolaus-Brauchtum im süddeutschen Raum, wo der Bezug zum Heiligen selbst und seiner Legende immer undeutlicher geworden ist, üben ihre Faszination durch Bedrohung, Abtransport des Angegriffenen und Loskaufriten aus. Für unbetroffene Betrachter ist das ganze ein voyeristisches Schauspiel. Die Kindlifresser, Kinderfresser, heute im Süddeutschen ein gepflegtes folkloristisches Phänomen, haben es im 16. Jahrhundert bereits zu Denkmalehren gebracht, zum Beispiel am Berner Kindlifresser-Brunnen (1544). 1663 definiert sich ein Kinderfresser: „Ich bin der alte böse Mann, der alle Kinder fressen kann”.

nach Dr. Manfred Becker-Huberti, Köln




Andere Namen

In vielen Gegenden kommt der Nikolaus in Begleitung eines Helfers.
Dieser stellt einen krassen Gegenpol zu der eher feinen und freundlichen Erscheinung des Nikolaus. Während dieser für die Belohnung der Kinder zuständig ist, sorgt sein finsterer Begleiter für die Bestrafung der Ungezogenen und ungehorsamen Kinder.

Die bekanntesten Namen:

Knecht Rupprecht
Hans Muff
Beelzebub
Pelzprecht
Pelzmärtel
Rasselbock
Klaubauf
F. Pocci: Der Pelzemärtel, 1850 Krampus



Der Weihnachtsmann




[...]





Nach 1800 hatte sich die bürgerliche Auffassung vom Weihnachtsfest stabilisiert und wurde Leitbild auch für andere Schichten der Stadtbevölkerung. Jetzt bildeten sich Formen heraus, die den Ablauf der familiären Feier zeremoniell ausschmückten. Um die Mitte des 19. Jahrhunderts trat die Figur des Weihnachtsmannes als Gabenbringer ins Blickfeld. Sie wurde schnell populär. 1835 verfaßte Heinrich Hoffmann von Fallersleben die Verse des Liedes "Morgen kommt der Weihnachtsmann"; wenige Jahre später, 1847, zeichnete Moritz von Schwind in einer Bilderfolge für den Münchner Bilderbogen den "Herrn Winter", den er als alten Mann mit Pelzrock und Glitzerbart darstellte. In dieser Gestalt kam der Weihnachtsmann aus märchenhafter Ferne daher, hatte keinen eigentlichen Namen und beschenkte "artige Kinder". Zu seinen Requisiten gehörte außer dem großen Gabensack die dem Knecht Ruprecht entlehnte Rute - die einst eine Fruchtbarkeitsrute dargestellt, mittlerweile aber die Funktion eines pädagogischen Strafmittels bekommen hatte.
Mit dem Weihnachtsmann war eine Figur entstanden, die keine christlichen Bezüge, sondern Anklänge an Mythisch-Märchenhaftes aufwies und bis heute Symbol des weihnachtlichen Schenkens geblieben ist.

Aus: Berliner Weihnachtsmarkt: Bilder und Geschichten aus 5 Jahrhunderten /
Christa Lorenz. - Berlin-Information, 1987. - S. 21-22
Sign.: B 274 Wei 1

Der Pelzemärtel, F. Pocci, 1850
Der Pelzemärtel, der am Martinsabend die "guten" Kinder beschenkt,
während er die "bösen" fortträgt "zu den Bären und Wölfen im Walde",
ist eine der Gestalten, die, ähnlich wie Knecht Ruprecht, der Figur des
Weihnachtsmannes als Vorbild diente.

Aus: Berliner Weihnachtsmarkt: Bilder und Geschichten aus 5 Jahrhunderten / Christa Lorenz. - Berlin-Information, 1987. - S. 22
Sign.: B 274 Wei 1


Nikolaus und Hans Muff

Anfang Dezember erwartete man – wie heute auch – den Nikolaus. Die jetzt üblichen „offiziellen" Nikolausfeiern in Schule, Gemeinde oder Kindergarten gab es in unserer Kinderzeit allerdings noch nicht. Sie kamen erst in den 1950er Jahren auf. Daher fielen die Begegnungen mit dem Nikolaus sehr unterschiedlich aus. Besonders interessant fanden die Kinder damals das Verhalten des Gehilfen von Nikolaus, des Knechts Ruprecht. In der Eifel nannte man ihn Hans Muff. Bei den meisten Kindern war er nicht gerade beliebt. Viele fürchteten ihn sogar. Das „Bangemachen" in der Erziehung wurde noch gepflegt. Man erzählte sich vom „Kettenrasseln" und von einem „Sack", in den Hans Muff unartige Kinder hineinstecken würde. Gesehen hatte es noch niemand, doch es kursierten Gerüchte darüber. Diese stammten meist von älteren Kindern, die sich damit wichtig tun wollten. Aber die Gestalt des Heiligen Nikolaus, der in seiner Ausstrahlung alles überdeckte, ließ die Kinderherzen höher schlagen. Das Buch, das er bei sich trug, enthielt Gutes, aber auch Verfehlungen. Man betrachtete es mit gemischten Gefühlen, denn der Nikolaus wusste angeblich alles von einem. Und da war ja im Laufe des Jahres einiges zusammengekommen. Aber auch diese Sorge erwies sich als völlig harmlos. Man spürte, der Nikolaus wollte die Kinder erfreuen. Der bunte Teller mit Plätzchen, Süßigkeiten und einigen Geschenken ließ schnell die vorherige Aufregung vergessen. – Er kam auch nicht immer persönlich, sondern meist als nächtlicher und unsichtbarer Gast, der uns seine Geschenke hinterließ. Es waren oft notwendige und bescheidene Dinge, z. B. ein Schlafanzug, ein Paar Handschuhe und ein warmer Schal. Aber wir betrachteten sie trotzdem als etwas ganz Besonderes.

Aus: Die stille Zeit des Jahres – damals in der Eifel von Agnes Gillig


Es gibt auch Hans-Muff-Biere




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